Dienstag, 26.10.10 Malaisches Intermezzo I

Nachdem wir noch die letzten Details vor dem Urlaub geklärt hatten, gings los zum „letzten Urlaub unseres Lebens“ nach Malaysia.

Trotz Direktflug von Frankfurt nach Kuala Lumpur waren wir die Kleinigkeit von 36 Stunden unterwegs. Leider fiel dem Flug auch die eine Nacht zum Opfer, die uns irgendwo über Afghanistan durch die Zeitverschiebung geklaut wurde. Schlafen war mehr oder weniger unmöglich, was nicht zuletzt der guten Filmauswahl zu verdanken war (Growing up, A-Team, Robin Hood, Toy Story 3 usw.).

Los gings in Kuala Lumpur mit unserer deutschen Reiseleiterin Renate bei 07:00 Uhr Ortszeit, die uns gleich mal 6 Stunden im Stakkato die Stadt zeigte. Als Nachtschichtgewohnte fiel es uns zum Glück nicht so schwer wie dem ein oder anderen Mitreisenden die Augen offen zu halten. Es war so jedenfalls sehr gut möglich, einen ersten Überblick von Kuala Lumpur zu bekommen, wo wir den Nachmittag und den kompletten nächsten Tag auf uns allein gestellt sein sollten.

Gegen 13 Uhr Ortszeit waren wir schließlich im Hotel. Wir vermuten mal, dass etliche Mitreisende dem verlockenden Bett nicht widerstehen konnten, aber wir zogen nach kurzem Frischmachen gleich wieder los.

Fernsehturm, Chinatown, Central Market und natürlich Petronas Towers wollten genauer unter die Lupe genommen werden. Daneben dann gleich mal die ersten beiden Caches gesucht (war nicht soo schwierig) und tapfer der Müdigkeit getrotzt. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich neueste Techniken und Baustile auf der einen, interessant mit eher alten und baufälligen Gebäuden und Stilen auf der anderen Seite mischen. Auf jeden Fall interessant und sehenswert. Auch wenn man über manches als hygienegewohnter Europäer hinwegsehen und –riechen muss.


Abends durften wir gleich mal den Monsun genießen, aber die vielstöckige Mall in den Petronas Towers bot uns leicht Unterschlupf. Überhaupt gibt es mittlerweile viele Malls nach amerikanischem Vorbild (und dazugehörigen Food Courts mit McD, KFC und anderen amerikanischen Schnellfressketten) in Kuala Lumpur. Zum Glück findet man auch viel landestypische Küche mit durch die vielen Einwanderer (Indonesien, China, Indien, Philippinen) geprägten Einflüssen. Typisch malayisch probierten wir gleich mal zum Mittagessen aus – sehr scharf und somit komplett anders wie das Fliegeressen die Stunden zuvor.

Auch unser Lieblingskaffeversorger Starbucks hat bereits Einzug gehalten – zu hier hohen Preisen, im Vergleich zu Europa jedoch günstigen (um die 3 Euro für nen Macchiato statt knapp 5 zu Hause).

Am Eingang fanden wir noch ein Stück Heimat: die großen Blumentöpfe sind tatsächlich von Lechuza – made in Zirndorf. Da soll noch einer sagen, dass wir kein Exportland sind!

Gegen 22 Uhr konnten dann auch wir dem Bett nicht mehr widerstehen und für ein paar Stunden gings mehr oder weniger erholsam ins Reich der Träume.

Da Carsten nur bis 5 im Bett aushielt und es auch noch Internet gab, wurde noch ein „Ausflug“ in den Vorort Shah Allam, ca 35 km südwestlich von Kuala Lumpur Zentrum, geplant. Dort lagen nämlich seit drei Wochen in einem Park drei noch jungfräuliche Caches. Außerdem konnte so über die bislang eingegangenen und schockierenden zwei Angebote der Erdbuddler für unser Grundstück (das niedrigere 18300 Euro – knapp 6000 über unserer Planung), die uns der Bodenplattenbauer per mail mitgeteilt hatte, nachgedacht werden. Die Gegenstrategie heisst myhammer.de und wurde gleich mal eingestellt. Soll noch einer sagen, dass es schlecht ist, wenn man nicht schlafen kann.

Nach dem vielfältigen Frühstück (von Pfannkuchen über Früchte bis zu Nudelsalat und Meeresfrüchte Suppe – zum Frühstück! – gab es allerlei ungewohntes für europäische Geschmacksnerven) zogen wir mit der Monorail (super System und sehr günstig mit umgerechnet ca. 50 Cent pro Fahrt) los. Mit dem ersten geplanten Stop wurde es gleich mal nichts, da der Weg vom Bahnhof zum Vogelpark durch eine Baustelle versperrt wurde. Mit so Kleinigkeiten wie Umleitungen schlägt sich der gemeine Malaysier nicht rum, so dass wir entweder über die Autobahn hätten rennen müssen (das kam für Carsten dann später) oder umdrehen. Wir machten letzteres und fuhren nach Bukit Bintang, wo uns etliche Malls am „Times Square“ von Kuala Lumpur versprochen worden waren. Das traf soweit auch zu; außerdem hätte es noch Fußmassagen (die halbe Stunde gut 6 Euro) und „Fisch-Spa“ (man stellt seine Füße in ein Aquarium, wo dann hungrige „Piranhas“ überzählige Hautfetzen wegknabbern) gegeben. Beides sparten wir uns mal auf, wobei das mit den Fischen schon sehr lustig aussah.

Kurz nach Mittag trennten wir uns dann: Karin shoppte noch ein bisschen in einer zehnstöckigen (!) Mall ohne tatsächlich Geld auszugeben und Carsten fuhr mit dem Zug (der absolute Preisrenner: hin und zurück – also so 70 km – für insgesamt 1,25 Euro!) nach Shah Allam zum Cachen. Auch hier stellte sich wieder heraus, dass Fußgänger in der Hackordnung der Verkehrsteilnehmer relativ weit hinten rangieren. Die 2,5 km bis zu dem Park, wo die drei Caches warteten, mussten über ein Autobahnkreuz zurückgelegt werden. Schon lang nicht mehr auf einer Autobahn gerannt, aber trotz aller Widrigkeiten kam er schließlich an.

Der Park mit einem künstlich angelegten See (sehr nett und anscheinend ein malayisches Hobby, da wir am Weg vom Flugplatz nach Kuala Lumpur in der vor zehn Jahren hochgezogenen Verwaltungsstadt Putriirgendwas schon einen 12x3 km großen bestaunen durften) war sehr nett und ist ein Naherholungsgebiet für Einheimische. Nur Europäer sind sie hier anscheinend nicht gewohnt, was in etlichen komischen Blicken endete. Trotzdem sind die Malayen an sich sehr freundlich gegenüber Touris eingestellt – einer half uns sofort, als wir leicht verwirrt den Central Market gesucht haben und brachte uns mehr oder weniger vor die Haustür. Carsten vermutete sofort, dass er nur auf Trinkgeld aus war, aber ihm ging es nur um Karma. Eine schöne Abwechslung zum Beispiel zum gemeinen Ägypter…

Nach den Caches fiel die Entscheidung, mit dem Taxi zurück zum Bahnhof zu fahren: einerseits begann es wieder zu regnen (ist hier zum Glück warmer Regen), andererseits war Carstens Glück bezüglich Autobahnüberquerungen vermutlich langsam aufgebraucht. Der Fahrer Mustafa war sehr nett, konnte zumindest englisch nach dem Namen fragen und legte gleich seine Lieblings-CD für Carsten auf (Sting und LaBamba). Die Fahrt war mit gut 1,50 auch wirklich günstig und für die Aufrundung von 6,10 auf 7 malayische Reichsmark (RM = malayanische Ringit) küsste er fast die Füße (sind ja gleich mal 20 Cent…).

Im Zug zurück gabs gleich noch einen Fauxpas: es gibt einen ganzen Waggon, der Frauen vorbehalten ist. Steht auch groß dran – wenn man mal drinnen ist. Aber der mitreisende Einheimische merkte es auch zu spät und so wars plötzlich kein reiner Frauenwagen mehr. Noch mehr komische Blicke, aber das war Carsten mittlerweile gewohnt.

Am Abend war es endlich Zeit für feste Nahrung (vorher gabs Starbucks und unseren lokalen Smoothie Favoriten „Each-a-cup“, wo es nach 5 Jahren Absenz für uns wieder Tapioka-Perlen – so Gummikugeln im Getränk, die wir aus Chinatown in San Francisco kannten – gab). Wir gingen landestypisch essen. Also landestypisch australisch. Im Outback Steakhouse. Vermutlich werden wir noch das ein oder andere Mal in der Provinz malayesisch kriegen, so dass wir mit gutem Gewissen mal die Kette, die wir schon gut kennen, besuchten. Kriegt man daheim ja auch nicht.

Heute gings dann weiter nach Kuching (das liegt auf Borneo – Malaysia ist geteilt in 9 Provinzen „Festland“ und 2 Provinzen, die auf der Insel Borneo – 500 km mit Meer dazwischen - liegen), wo wir von Sturzbachregen empfangen wurden und im Hilton untergebracht sind. Der Ausblick ist hier fantastisch und prompt regnets auch nicht mehr – mal sehen, was die anschließende Rundreise bringt.

Respekt an alle, die tatsächlich so weit gelesen haben. In ein paar Tagen gibt’s neues J

1 Kommentar:

  1. Also ich hab alles gelesen und warte schon sehnsüchtig auf weitere Eindrücke eurer Reise!

    Viele Grüße,
    Anja

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