Sonntag, 31.10.10 Maluwanisches Intermezzo II


Unser Führer Andy (sein Touri-Name; eigentlich heisst er natürlich was unaussprechliches) hat uns gleich erzählt, dass er zum Volksstamm der Iban gehört. Diese malarianesischen Ureinwohner zeichneten sich bis Anfang des letzten Jahrhunderts dadurch aus, dass sie Köpfe ihrer Gegner sammelten. Also von Menschen. Aber zum Glück hat er uns gleich versichert, dass er aus dem Geschäft raus ist. Anscheinend lässt sich mit Tourismus einfach mehr Geld machen - und bisher hat er uns sehr gut informiert und alle 21 Häupter der Gruppe intakt gelassen.

Er spricht übrigens nahezu perfekt deutsch. Auf die Frage, wo er das so gut gelernt hat, erklärte er, dass er einfach ein paar Deutschen zugehört hat. Unglaublich. Selbst kompliziertere Wörter werden richtig von ihm ausgesprochen und auch sein Fachwortschatz (Raffinerie, Weichei), sowie seine Grammatik lässt nichts zu wünschen übrig. Dafür hat er anscheinend ein paar Iban-Wörter vergessen, aber man kann ja nicht alles können.

Den regnerischen Dienstag Abend hatten wir gleich mal für eigene Erkundungen. Was uns hauptsächlich zum Essen führte und an der malerischen Uferpromenade entlang. Leider hat uns der Regen nicht lang allein gelassen, so dass es relativ fix wieder zurück ins Hotel ging.

Am nächsten Morgen führte uns Andy zu den „Sehenswürdigkeiten“ von Kuching. In der Ibansprache bedeutet Kuching Katzen, so dass es auch mehrere Statuen mit kleinen Felltigern gibt. Richtige haben wir sogar auch noch gefunden, wenns auch etwas gedauert hat.

Die weiteren Attraktionen bestanden aus einem chinesischen Tempel, einem Museum mit ausgestopften Tieren aus dem 19. Jahrhundert und einer Moschee. Am interessantesten für Augen und Nase war der Bummel über eine Ladenstraße, in der es mehr oder weniger in jedem Shop alles gab. Highlightkauf im malianischen Obi war eine Schöpfkelle zum Angebotspreis von einem Euro. Und sie ist noch nicht mal verrostet ! Nachdem uns beim Spätzlemachen neulich auffiel, dass uns gerade sowas noch fehlt, wurde die spontan erworben.

Abschließend mussten wir noch einen Besuch bei einer einheimischen Dorfältesten inklusive Bootsüberfahrt ertragen. Die frittierten Bananen waren gut, aber irgendwie saß jeder planlos in ihrem „Empfangszimmer“ herum. Auf dem Hinweg zu Fuß hatten wir festgestellt, dass wir nur 35 m von dem einzigen Cache in Kuching entfernt waren und wollten den natürlich auch noch mitnehmen, so dass wir ungeduldig auf den Aufbruch warteten.

Gefunden haben wir ihn natürlich nicht. Der Cacheowner hatte sich nämlich einen Bewacher zur Hebung der Difficulty Wertung angestellt – entweder eine ziemlich große Echse oder ein eher kleines Krokodil. Genaueres Nachsehen in der Flussböschung hatte sich somit auch erledigt. Ein DNF mehr…

Abends zogen wir selbst noch los, um uns in einem der Einkaufszentren, die mittlerweile auch bis nach Kuching gekommen sind, mit authentischer Nahrung (=scharf) und Nachtisch (Smoothies und Tapiokaperlen) zu versorgen.

Donnerstag morgen fand Carsten zu seiner Freude auf dem ESPN Kanal die Eröffnung der Baseball World Series. Die Nationalhymne und Überflug hat es noch gereicht, aber vor dem ersten Pitch fuhren wir schon in Richtung Batang Ai Stausee und Semenggoh Park los.

In dem Park waren wir pünktlich zur Fütterung der Orang Utans. Ein interessantes Schauspiel, bei dem man nicht wie in Zoohaltung das Gefühl von Gefangenschaft, sondern sich eher wie ein menschlicher Gast zu Hause bei den Tieren fühlt. Die gut 20 Tiere können zu der Fütterung kommen, müssen dies aber nicht. Wir hatten das Glück, dass der Anführer Ritchie zu Tisch kam und auch ein paar kleinere Sippenangehörige. Im Frühjahr ist das meistens eine langweilige Angelegenheit, da die Orang Utans dann genug Früchte auf den Bäumen ihres 650 Hektar großen Grundstücks finden.

Im Anschluss gings weiter über eine Pfefferfarm (aus der Kategorie: „aha…was gibt’s als nächstes“) zum Stausee. Die Fahrt fühlte sich ein bisschen wie der „Ride to Hell“ an, da zum einen die Straßen eher mäßig gewartet werden und zum anderen der Bus vermutlich noch nie so etwas wie einen TÜV aus der Nähe gesehen hat. Durch fehlende Stoßdämpfer schaukelt sich der Bus richtig auf, so dass der Fahrer Apu (wie der Nassaprimapetila aus den Simpsons) Schwerstarbeit beim Ausgleichen verrichten musste. Der Lauf über die Autobahn fühlte sich sicherer an…und wir waren ausnahmsweise mal in einem Bus angeschnallt.

Aber jeder Höllenritt findet einmal ein Ende und schließlich wurden wir von einem Boot zu unserer Hilton-Herberge übergesetzt. Die liegt auf einer Halbinsel und ist wohl ein Geheimtipp für Ruhe suchende (weil sie so leer ist). Der Stausee ist natürlich auch wieder von Menschenhand geschaffen, wie anscheinend jeder See in Malaysia. Gleich auf dem Fußweg zum Hotel fiel uns ein Erdrutsch auf, der uns fatal an unser Grundstück erinnerte – wobei wir da hoffentlich nie einen sehen…

Hier begeisterten wir uns am Pool, denn außer einer einstündigen Wanderung über etwas, das man nur mit viel Phantasie als Brücke bezeichnen kann, haben wir in zwei Tagen kaum etwas gemacht außer ausgespannt – und den Klängen einer einheimischen Zikade gelauscht.

Diese Zikade ahmt absolut authentisch den Klang einer Kreissäge nach für ca. 5-10 Sekunden. Dann holt sie kurz Luft und los geht’s wieder. Das hört sich jetzt nicht nach Urlaub an, aber irgendwie haben wir uns jedes Mal wieder drüber amüsiert. Unser Führer Andy hatte allerdings den ibanesischen Namen vergessen und nennt sie auch nur „Kreissägen-Zikade“. Gegen 18:30 Uhr, mit Einbruch der Dämmerung, hat schließlich auch die Zikade Feierabend und stellt ihre Arbeiten ein. Da beginnen andere Geräusche aus dem Dschungel für Verwirrung bei den menschlichen Eindringlingen zu sorgen („Was war das?“ – „Ein hustender Hund vielleicht?“).

Tagsüber kann man auch Tiere, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt (Batman), in unserem Langhaus bewundern. Oder den von uns genannten Hubschrauberkäfer (in der Einheimischensprache Redon), der aber nur so klingt, wenn sich zwei davon im Flug begatten.

Das Langhaus ist auch so eine typische Iban-Angelegenheit: 100m lang, ein paar breit und eigentlich keine Wände. Da aber zum Hilton Standard Wände gehören, haben sie glücklicherweise ein paar eingebaut für unsere Zimmer.

Erwähnung darf auch noch das Internet finden: es gibt tatsächlich ein „Internet-Center“, wo man umgerechnet 2,50 für die halbe Stunde abdrücken darf. Dafür kriegt man aber auch ein 32 kb Modem, mit dem man es in 30 Minuten sogar schafft, sein e-mail Postfach zu öffnen (über die grafische Darstellung schreib ich mal nix) und eine Mail zu verfassen (die man schon vorformuliert hat, damit es nicht so lang dauert). Aber auch nicht mehr. Aber was will man machen, wenn die Hausbaufirma eine Antwort auf ihre Ausführungspläne innerhalb 4 Tagen haben möchte.

Seit Karins Wachendorf Zeiten mussten wir dieses wiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeehhhhh-wiieeeeee-wiieeeee-wiieeeeee Geräusch des verbindenden Modems nicht mehr ertragen müsssen und wir habens nicht vermisst. Aber nach unserer Rückkehr nach Kuching heute gibt’s ja wieder halbwegs schnelles Internet. Hurra – willkommen in der zivilisierten Welt ;)


Unsere Terrasse darf auch gern mal so groß werden; und für den genialen Ausblick machen wir ne Fototapete ;)

1 Kommentar:

  1. Ey Casey, warum schaust du denn auf dem fünften Bild so böse - gibt doch gleich essen ... :-)

    Grüße, Hasl.

    AntwortenLöschen