Sonntag, 07.11.10 Malarianisches Intermezzo III - der Abschluss der Trilogie



In Kuching bekamen wir wieder schönen Flussblick und vertraute Umgebung. Da lernt man so ein Stadthotel schnell schätzen, wenn ein paar Tage in der ruhigen Wildnis rum sind. Montag wurden schließlich Mitbringsel besorgt und unser Lieblingsladen F.O.S. (Factory Outlet Store – die verramschen neben Imitaten auch Markensachen zu günstigen Preisen) heimgesucht und die bekannten Kaffee- und Smoothieshops um ihre Waren erleichtert.

Dienstag wurde die Gruppe letztendlich getrennt: ein kleiner Teil flog gen Heimat, während der überwiegende Teil mit uns ins Badehotel Damai Puri, eine 50minütige Fahrt von Kuching entfernt, umsiedelte. Das Hotel ist, wenn man über Kleinigkeiten wie nicht unbedingt übertriebene Hygiene und Installationsfehler hinwegsieht, sehr schön gelegen und das Personal wirklich freundlich. Leider mussten wir gleich mal das Fehlen einer Badewanne feststellen. Sehr schade für uns, aber die Zimmer mit Bad hätten 125 €uro mehr gekostet und das war uns doch zu viel. Dafür ist der Pool riesig (vier 25m Bahnen an der Breitseite, lang ist das Ding locker 60m), so dass es keine Ausreden für Carstens Schwimmtraining gibt.

Auch der Strand ist schön anzusehen: neben dem Ufer erstreckt sich ein Bergrücken, bei dem der Mount Santubong mit 810m Höhe und viel Dschungel dran heraussticht. Den wollten wir auch gleich am Mittwoch bezwingen; laut der einheimischen Karte waren ca. 6 Stunden vorgesehen. Nachdem wir vor 5 Jahren im Yosemite Nationalpark schon am Halfdome gescheitert waren, sollte das jetzt ein etwas niedrigerer Versuch werden.

Der Trail war gut markiert – und ab den ersten Metern schon ziemlich anstrengend. Auch die Tatsache, dass wir mit Turnschuhen unterwegs waren, hat auf den glitschigen Steinen und Wurzeln nicht wirklich geholfen. Zudem hat sich die einheimische Tierwelt vor uns mit Ausnahme von riesigen Ameisenstraßen, nennen wir sie besser Ameisenautobahnen, versteckt. Das enttäuschte Karin, freute dafür aber Carsten (er ist nicht grade Fan von giftigen Schlangen und Spinnen). Nach gut eineinhalb Stunden brachen wir dann aber ab: gemäß der Karte hatten wir zwar die Hälfte der Strecke, jedoch erst ein Viertel der Höhenmeter. Gepaart mit ein paar Magenkrämpfen bei Carsten beschlossen wir dann, den geordneten Rückzug anzutreten. Ein Mitreisender erzählte uns später , dass er den Trail geschafft hatte – in acht Stunden. Und mit Wanderstiefeln bei trockenem Terrain. Wir haben die Entscheidung jedenfalls nicht bereut, auch wenn wir wie erwähnt von den Tieren nicht wirklich was gesehen haben (außer Leopardenscheisse und angeknabberter Früchte…). Nicht mal Hubschrauberkäfer oder Kreissägenzikaden (die wir aber gehört haben).


Besonders stolz sind wir übrigens, dass man bei google, wenn man Hubschrauberkäfer eingibt, nur unseren Blog findet. Normalerweise gibt’s da ja sofort Tausende Ergebnisse, aber das macht uns doch etwas exklusiv *g*. Hier haben wir auch mal einen photographieren können.

Am Donnerstag besuchten wir mit dem Shuttle noch einmal Kuching. Irgendwie wollten wir der Einsamkeit des Hotels auch mal wieder entfliehen und etwas mehr kulinarische Auswahl haben. Zudem reizte uns der Besuch des 3D Kinos dort.

Unterwegs hatte sich eine Sandale von Karin einen etwas anderen Style zugelegt – ein Riemchen war gerissen. Dummerweise handelte es sich um keins der Schuhpaare, deren Reise für immer in Malaysia enden sollte (wir hatten ein paar auszusondernde dabei). Glücklicherweise gibt’s in Kuching an jeder Ecke irgend einen fahrenden Händler, der etwas kann und so fanden wir einen langhaarigen, ausgemergelten Schuhmacher (Typ drogenkonsumierender Althippie), der eine umgehende Reparatur versprach. Mehr oder weniger stolz erzählte er uns, dass er nie zur Schule gegangen war und sich alles selbst beigebracht hatte. Mittlerweile beschäftigte er an seinem fahrbaren Stand sogar einen Azubi.

Auf die Frage, wo wir her wären – Germany – fragte er uns allen ernstes, ob aus Ost- oder Westdeutschland (das waren wir wirklich schon lange nicht mehr gefragt worden). Außerdem zeigte er uns stolz seine Ledertasche aus deutscher Qualitätsproduktion der Marke Kaufmann (nie gehört) und schwärmte uns von einer deutschen Gameshow vor – wir nehmen mal an, dass er den Mist mit dem Zonk und den drei Toren meinte, die bei uns schon seit Jahren abgesetzt sein dürfte. Vor allem aber verband er mit Deutschland seine Lieblingsband Scorpions, bei der er sogar die Namen der Bandmitglieder wusste. Und alles, während er nebenher Karins Schuh mustergültig reparierte. Nach den 20 Minuten kleben und werkeln entlohnten wir ihn in unserer Landeswährung, da er offensichtlich Fan des Euros war – die ersten, die wir in Malaysia ausgegeben haben. Für 2 Euro anscheinend ein gutes Geschäft für beide Seiten.

Den 3D Film (Megamind mit den Stimmen von unter anderem Will Ferrell und Brad Pitt, sowie Untertiteln in malagisisch und chinesisch) haben wir uns auch noch gegönnt. Die Effekte waren nicht wirklich überwältigend, was aber vermutlich an den Brillen lag, die technisch noch nicht übermässig ausgereift sind. Mit umgerechnet 5 Euro war der Eintritt für malienische Verhältnisse recht hoch – für deutsche ein Schnäppchen. Den Weg zu unserem Abholpunkt wollten wir eigentlich zu Fuß zurücklegen, aber wir mussten schnell feststellen, dass hier im Bezug auf Bürgersteige „amerikanische Verhältnisse“ herrschen. Das bedeutet, dass es irgendwann einfach mal keine mehr gibt. Das ist hauptsächlich dann blöd, wenn man an einer zweispurigen Ausfallstraße in der Rush Hour steht. Das Erlebnis hatten wir auch gleich mehrfach. 15 Minuten unseres Lebens, die wir nie mehr wieder bekommen und doch 4 Euro in die örtliche Teksi-Wirtschaft investiert.

Freitag morgens betätigten wir uns ein bisschen am einfacheren Trail, den wir auch in gut 90 Minuten schafften – eher unsere Distanz anscheinend. Nachmittags gabs wie immer Pool und abends wieder Serien am Lappie. Keine Ahnung, was die anderen abends alle machen, wenn die Sonne untergegangen ist (18:30 Uhr), aber wir waren wieder einmal dankbar, dass wir ihn dabei hatten. Das heimische Fernsehprogramm ist nämlich nicht überwältigend – selbst Carstens ESPN-Begeisterung hat hier einen Dämpfer erhalten, da zwar englischer Fußball gezeigt wird – aber fast nichts anderes und im Lauf einer Woche hat man irgendwann genug von ManU, Chelsea und Co.

Samstag besuchten wir noch den Wochenmarkt in Kuching, wo lokale Händler ihre Waren unters Volk bringen wollten. Neben „selbstkühlenden“ Fischen und Fleisch gab es über Pflanzen, allen für uns mehr oder auch gar nicht bekannten Früchten auch lebendige Tiere, deren Haltung dem halbwegs Tierliebenden die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Sonntag gab es dann den Marathonrückflug mit unhöflichen Mitreisenden, wenig Schlaf und viiielen Stunden unterwegs. Da hat so ein „Tag“ dann gleich mal viel mehr Stunden mit der Zeitverschiebung.

Nachdem wir jetzt das Ende der malayischen (ja – wir wissen, wie es wohl richtig heisst; im Gegensatz zu Reiseführern u.a.) Trilogie erreicht haben und wieder gut zu Hause sind:

Terima kasih für die Aufmerksamkeit und hier noch ein paar abschließende Bilder:


Unser Hotelstrand



Gegensätze: Bloggen am Pool und ein Trail, der Turnschuhniveau übersteigt


Ungewohntes für deutsche Verhältnisse bei knapp 30 Grad

Das linke waren wir (unser einzig gemeinsames Urlaubsbild; nächstes Mal wird das Stativ nicht wieder vergessen), das rechts nicht (aus der Borneo Post vom 07.11.10). Wir haben auf die "Snatch-Thieves" aufgepasst im Gegensatz zu den Kollegen

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